Ein neues Bildungszentrum für die ­Aargauer Gärtner

Die Aargauer Gärtner haben allen Grund zum Feiern. Das neue Bildungszentrum Gärtner (BZG) in Birr (AG) wurde Ende August feierlich eingeweiht. Es war ein Projekt, das von besonderem Teamgeist und grossem Engagement bestimmt war. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mit dem BZG ist im Aargau ein modernes Kompetenzzentrum der Grünen Branche entstanden.

Text: Christine Huld

Es ist ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Gärtnerverbandes Jardin­Suisse Aargau, der im vergangenen Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiern durfte. «Unser Bildungszentrum hat auf dem Gelände des Berufsbildungsheims Neuhof an der Pestalozzistrasse einen idealen neuen Standort gefunden. Mit dem Neuhof können wir in einer Win-win-Situation Synergien nutzen», freut sich Manuel Eichenberger, Präsident von JardinSuisse Aargau. Erstellt wurde das BZG auf einem Grundstück der Schweizerischen Pestalozzistiftung Neuhof mit einem Baurecht.

Mit Teamgeist zum Ziel
Die bevorstehende Schliessung des Bildungszentrums Niederlenz im August 2018 hatte die Suche notwendig gemacht, auch wenn die überbetrieblichen Kurse (üK) und das Qualifikationsverfahren (QV) noch bis Ende 2019 in der Gartenbauschule stattfinden konnten. Es war die erste ausserordentliche Generalversammlung in der Geschichte von JardinSuisse Aargau, die im November 2018 mit einem einstimmigen Ja der Mitglieder den Startschuss für den Drei-Millionen-Bau gab. «Mit dem Spatenstich am 19. August 2019 begann ein Projekt, das von einem besonderen Teamgeist und einer pragmatischen Zusammenarbeit aller Beteiligten geprägt war», berichtete Eichenberger.
Einige Lernende der Grünen Branche konnten bereits während der Bauphase den Ort kennenlernen, an dem künftig die üK und das QV stattfinden sollten. Im Frühling dieses Jahres hatten zahlreiche Mitglieder ihre Auszubildenden nach Birr entsandt. Mit viel Engagement waren die Lernenden bei den Umgebungsarbeiten wie der Vorbereitung der Wege für die Pflästerung oder bei der Pflanzung von Obstbäumen entlang der Auffahrt im Einsatz. Regierungsrat Alex Hürzeler zollte dem Verband seinen höchsten Respekt und überbrachte die herzlichsten Glückwünsche im Namen der Aargauer Regierung. Der Verband habe den jungen Berufsleuten trotz der aktuellen Corona-Situation mit einem gut durchdachten Schutzkonzept am 25. Mai 2020 das QV im BZG ermöglicht. Olivier Mark, der Präsident von JardinSuisse, schloss sich den Glückwünschen an. «Die Natur und die grüne Siedlung werden für die Menschen immer wichtiger. In diesem Jahr haben wir dies besonders gespürt», betonte Mark. Die Ausbildung von Fachleuten der Grünen Branche gewinne an Bedeutung. Das neue Bildungszentrum Gärtner in Birr biete den Lernenden hervorragende Bedingungen.

Eine Infrastruktur, die überzeugt
In einer Bauzeit von gerade einmal acht Monaten entstand mit dem BZG ein Kompetenzzentrum, das mit einer funktionalen Infrastruktur aufwartet. Vor genau einem Jahr seien die Bagger aufgefahren, erinnert sich Norbert Walker vom Architekturbüro Walker Architekten AG in Brugg. Walker hatte die Planung und Bauleitung des Projektes inne. Die gute Zusammenarbeit, das hohe Vertrauen und die Wertschätzung seien die Schlüssel zum Erfolg gewesen. Dies bestätigte auch Daniel Büchi, Gesamtleiter des Bildungsheims Neuhof, in seiner Ansprache.
Die Einweihungsfeier, die coronabedingt vom Mai auf den August verschoben werden musste, bot einen idealen Rahmen, das neue Schulungsgebäude mit dem Leiter des Bildungszentrums, Lukas Borner, zu besichtigen. Das Gebäude besteht aus einer einheitlichen Struktur von Holzverbundträgern mit einem Pfettendach mit Welleternitdeckung. Im zweistöckigen Schulungsgebäude finden sich im Erdgeschoss ein Aufenthaltsraum und Umkleideräume sowie ein Lager für Maschinen und Werkzeuge. Die beiden Schulungszimmer im zweiten Geschoss sind grossräumig und funktional. Mit der beweglichen Trennwand lassen sich die beiden Zimmer in einen grossen Raum umwandeln. Neben den Schulungszimmern schliesst sich das Büro für die Instruktoren an sowie das Sekretariat von JardinSuisse Aargau. «Das BZG ist nun der neue Sitz des Unternehmerverbandes der Gärtner im Kanton Aargau», ergänzte Borner. Unter dem gleichen Dach und in der Verlängerung zum Schulungsgebäude befindet sich die unbeheizte, geschlossene Werkhalle.
Das Büro der Instruktoren bietet einen guten Blick auf die 18 Arbeitsplätze. Es sind optimale Bedingungen, welche die Lernenden in der Werkhalle vorfinden. Die Temperaturen in der Halle seien zum Erstellen der Werkstücke sehr angenehm. Ein Vorteil in Corona-Zeiten: Die grosse Werkhalle bietet die idealen Voraussetzungen, um den gebotenen Mindestabstand einhalten zu können. Im direkten Anschluss an die Werkhalle können in einer offenen Arbeitshalle Erd-, Stein- und Pflanzarbeiten geübt werden.
Nachbarschaftlich Synergien nutzen
Das Bildungszentrum Gärtner in Birr darf sich über eine besondere Nachbarschaft freuen. Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich das Berufsbildungsheim Neuhof mit seiner Gärtnerei. Gehölzschnitt oder Grünflächenpflege – die Lernenden haben die Möglichkeit, auf dem Areal des Neuhofs ihr Fachwissen zu festigen. Synergien ergeben sich auch im Bereich der Nutzung der Schulungs- und Seminarräume sowie des leiblichen Wohls der Lernenden. So können sich die jungen Berufsleute im Aufenthaltsraum des Bildungszentrums mit einem warmen Mittagessen der Neuhof-Gastronomie stärken. Ein weiteres Plus der guten Nachbarschaft: Bei der Heizungs­anlage wird mit einer Fernwärmeleitung die Wärmeenergie von der bestehenden Schnitzelheizung des Neuhofs bezogen.

Spende ermöglicht Photovoltaik
Mit den besten Wünschen überreichte Ueli Meyer, ehemaliger Präsident des Schulvorstandes BBZ Niederlenz, an der Einweihungsfeier einen Check von über 94 000 Franken aus dem Legat Müller-Glatthaar sowie dem CO2-Rückerstattungsfonds. Der Energiefonds ist seiner Auflage entsprechend bereits für eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des BZG verwendet worden. Im Bauprogramm war sie ursprünglich nicht vorgesehen. Dank einer grosszügigen Spende des Berufsbildungszentrums Niederlenz konnte das Projekt jedoch realisiert werden. Das Legat wird in die Ausbildungsinfrastruktur im BZG investiert.