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Mikroplastik aus Klärschlamm belastet Böden

Ein Kilogramm Klärschlamm enthält nach wissenschaftlichen Schätzungen bis zu 300 000 winzige Plastikpartikel. Forschende der Universität Wien haben nun untersucht, wohin diese Schadstoffe abwandern.

Mikro- und Nanoplastik gelangt mit Klärschlamm, Kompost, Reifenabrieb entlang der Strassen und den in grossem Massstab beim Ackerbau verwendeten Folien in die Ackerböden. Kläranlagen filtern grosse Teile des Mikroplastiks aus dem Abwasser und schützen so die Flüsse. Das Plastik gelangt jedoch mit dem als Dünger beliebten Klärschlamm wieder auf die Äcker. Ein Kilogramm Klärschlamm enthält nach wissenschaftlichen Schätzungen bis zu 300 000 winzige Plastikpartikel. Aus all diesen Quellen kommt in den Äckern also einiges zusammen.

«In Plastik sind immer sogenannte Additive enthalten. Diese Zusatzstoffe sorgen für bestimmte Eigenschaften, Haltbarkeit oder auch die Farbe eines Polymers. Zudem kann es sein, dass sich Verunreinigungen wie zum Beispiel Pestizide oder Arzneimittelreste an die Kunststoffpartikel hängen», erklärt Stephanie Castan vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien. Sie hat zusammen mit weiteren Forschenden untersucht, wohin diese Schadstoffe abwandern.

Kaum Rückstände im Grundwasser
In aufwendigen Untersuchungen wurde so nachgewiesen, dass Additive gleich in den obersten Bodenschichten freigesetzt werden und dort verbleiben. Die Forschenden fanden so gut wie keine Indizien dafür, dass Schadstoffe im Gepäck von Nano- und Mikropartikeln bis ins Grundwasser wandern würden, wie vielfach vermutet wird. «Es ist wirklich nur für sehr spezielle Polymere und Bodenbedingungen denkbar, dass Plastikpartikel die Mobilität der Schadstoffe im Boden erhöhen. Zum Beispiel wenn Böden stark ausgetrocknet und durch Starkregen ausgewaschen sind», erläutert Umweltchemiker Thorsten Hüffer, der ebenfalls an der Studie mitgearbeitet hat. Verunreinigungen des Grundwassers auf diesem Wege seien unwahrscheinlich.

Keineswegs harmlos
«Damit wollen wir aber keineswegs sagen, dass Nano- und Mikroplastik in Ackerböden harmlos sind», betont Thilo Hofmann, der an der Universität Wien interdisziplinäre Forschung zum Thema «Plastik in der Umwelt» vorantreibt. «Diese an Plastikpartikel gebundenen Schadstoffe verbleiben in den oberen Bodenschichten. Sie können dort möglicherweise von Nutzpflanzen und Mikroorganismen aufgenommen werden und auch in unsere Nahrung gelangen.»

Alexandra von Ascheraden

Die Studie erschien in «Communications Earth & Environment» unter dem Titel «Microplastics and nanoplastics barely enhance contaminant mobility in agricultural soils». Kostenfrei zum Download hier: https://doi.org/10.1038/s43247-021-00267-8
Im Anbau verwendete Folien sind mit ein Grund für kleinste Plastikteile im Boden. (Foto: Rene Rauschenberger / Pixabay)zoom
Im Anbau verwendete Folien sind mit ein Grund für kleinste Plastikteile im Boden. (Foto: Rene Rauschenberger / Pixabay)

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