Wissenschaftler des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl) sagen, dass eine Landwirtschaft ohne Pestizide mit aufwendigen, aber realisierbaren Lösungen möglich ist.
(rp/ur) «Rasche Erfolge sind bei der Reduktion der Pestizidbelastung möglich», sagen Wissenschaftler des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl). Deren Analyse von aktuellem Zahlenmaterial und neuen Forschungsarbeiten ergab aber auch, dass eine Landwirtschaft ohne Pestizide mit aufwendigen, aber realisierbaren Lösungen möglich ist. Ihre Vorschläge wären grossenteils auch auf Pflanzbetriebe und Baumschulen übertragbar.
«Das Reduktionspotenzial bei den chemischen Pestiziden ist hoch», teilt das Fibl mit. So konnten im Biolandbau Herbizide mit modernen Geräten, Mischkulturen und Bodenbedeckung bereits vollständig ersetzt werden. Lösungen seien aber nur mit einem neuen agronomischen Realitätssinn möglich. Dieser setzt einen vorbeugenden Pflanzenschutz durch vielgliedrige Fruchtfolgen, Mischkulturen, Buntbrachen, Hecken, Blütenstreifen und ertragsneutrale Restverunkrautung voraus.
Eine standortgerechte Sortenwahl und neue Züchtungen können die Krankheitstoleranz von Pflanzen verbessern. Die Zucht resistenterer Sorten erfordert aber Zeit und kostet Geld. Die Wirtschaft und Wissenschaft müssten sich vermehrt für solche Projekte engagieren. Ebenso sollten die Anstrengungen erhöht werden, alternative chemiefreie Schutzmittel zu entwickeln. Die Lösungsansätze sind zahlreich. Beispielsweise bieten sich natürliche Antagonisten wie Insekten, Viren und Nematoden an sowie Pflanzenextrakte oder natürliche Materialien wie beispielweise Tonmineralien und Milchextrakte. «Sie zu standardisierten Pflanzenschutzprojekten zu entwickeln ist extrem teuer», hält dazu das Fibl fest. «Hier braucht es öffentliche und private Investitionen in die Forschung.»
Die Schweiz ist nach Ansicht des Forschungsinstituts prädestiniert, eine führende Rolle in der Entwicklung alternativer Schutzmittel zu übernehmen. Auch findet im Zuge der öffentlichen Debatte über Pestizide ein Umdenken statt, dass die Entwicklung neuer Mittel bereits positiv beeinflusst. Dieser Gesinnungswandel zeigt sich auch in der Wirtschaft: Die Hälfte aller Genehmigungsanträge in der Europäischen Union betreffen neue Wirkstoffe für den biologischen Pflanzenschutz. Um vorbeugende und direkte Pflanzenschutzmethoden ohne chemisch-synthetische Stoffe voranzutreiben, wünscht sich das Fibl insbesondere Partner aus der Industrie.
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