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«Wir wollten weg vom Friedhofsgroove»

Die Idee des biodiversen Begegnungsortes im Rosengarten in Zofingen (AG) entstand 2019. Die Stadt hatte die Bevölkerung dazu eingeladen, Projekte zu entwickeln, welche die Generationen verbinden. Der zentral gelegene Rosengarten (früher ein Friedhof) in der Nähe von Schulen, Altstadt und Altersheimen bot sich an. Die Stadt Zofingen hat sich in ihrem Leitbild dem Erhalt strukturreicher Natur- und Kulturlandschaft verpflichtet. Somit war klar, dass der Park biodivers umgestaltet wird. Einheimische Wildstauden sollen ebenso ihren Platz finden wie eine Wildblumen-Liegewiese oder ein Nasch- und Nutzgarten.

Die fachliche Unterstützung kommt von Winkler & Richard Naturgärten. Die Gartenplaner wollten die Grosszügigkeit des Parks erhalten, doch sollten auch Nischen entstehen, die Geborgenheit bieten. «Wir wollten weg vom Friedhofsgroove», sagt Firmengründer Peter Richard. «Neu und lebendig» sollte es werden, «Beetligeschichten» mache man nicht mehr. Der Park als Raum für alle: Tiere, Pflanzen und Menschen. «Häuser und Hotels sind Ideen aus der Menschenwelt», sagt Peter Richard. Es brauche weder Vogelhäuser noch Insektenhotels, sondern Lebensräume; etwa verwachsene Hecken oder Trockenmauern. «Pützeln ist gegen die Natur.»

Natürlich musste der Name Programm bleiben. Also wurden 250 Wild- und Robustrosen angepflanzt. Laut Richard ist der Zofinger Rosengarten damit der erste öffentliche Park in der Schweiz mit einer solchen Sammlung an robusten Rosensorten. Ausserdem wurden 50 einheimische Sträucher sowie rund 80 Obstbäume und Beerensträucher gesetzt.


Die Umgestaltungsarbeiten wurden unter anderem vom Werkhof Zofingen ausgeführt, begleitet von Fachleuten der Naturgartenfirma. Angepackt haben auch die Mitglieder des Vereins Lebendiger Rosengarten sowie verschiedene Schulklassen. Letztere betreuen auch den Nutz- und Naschgarten, in welchem alle Zofinger ernten dürfen. Seit Ende April haben Kinder von der 1. bis zur 5. Klasse zudem die Möglichkeit, im Rahmen des «Gartenkind-Projekts» von Bioterra, im Rosengarten eigenes Gemüse anzubauen.

Anfang Juni wurde der Park eröffnet – und trotz regnerischen Wetters nahmen über 100 Personen daran teil. Sie liessen sich von Peter Richard und Stefan Kessler die naturnah gestalteten Bereiche erklären und nahmen Inspiration für ihre eigenen Gärten mit. Staunen weckte die Information, dass die neuen Rosen nicht auf Chemie angewiesen sind.
An die neuartige Form der naturnahen Pflege müssen sich manche Werkhofmitarbeiter erst noch gewöhnen. Deshalb machen die Mitarbeiterinnen von Winkler Richard noch für zwei Jahre Pflegebegleitung, damit der «Naturgartengroove» in Fleisch und Blut übergeht. «Der Traum wäre natürlich, dass dann auch andere Flächen in der Stadt so unterhalten werden», sagte Richard mit einem Augenzwinkern.

Der Park wird derzeit von der Stiftung Natur & Wirtschaft zertifiziert.

Text und Fotos: Leandra Jordi

Gartenplaner Peter Richard vor dem neu angelegten Nutzgartenbereich im umgestalteten Rosengarten. Die Trockenmauern bieten Lebensräume für Tiere und Pflanzen.
Gartenplaner Peter Richard vor dem neu angelegten Nutzgartenbereich im umgestalteten Rosengarten. Die Trockenmauern bieten Lebensräume für Tiere und Pflanzen.

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