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Wald als Ort der Sehnsucht

Im Klagenfurter Stadion des südösterreichischen Bundeslandes Kärnten, das 30 000 Zuschauern Platz bietet, wachsen momentan 299 Bäume. Ein Projekt, an dem auch Landschaftsarchitekt Enzo Enea beteiligt ist.

(ur) Statt Tore, Fouls und Zweikämpfe mitzuerleben, sind für einmal in einem Fussballstadion Bäume in allen Grüntönen zu bestaunen. Genauer: 299 Bäume, 4 bis 18 Meter hoch und insgesamt 750 Tonnen schwer, wie sie sonst nur in einem Wald zu entdecken wären. Jetzt wachsen sie im Klagenfurter Stadion des südösterreichischen Bundeslandes Kärnten, das 30 000 Zuschauern Platz bietet.

«Man muss unglaublich viele Menschen davon begeistern und überzeugen können, dass es notwendig ist, dass es das gibt», sagte der Basler Klaus Littmann an der Eröffnung seiner Kunstintervention «For Forest» im September. Der Schüler von Joseph Beuys, der bereits mit zahlreichen international renommierten Künstlern zusammengearbeitet hat, greift gerne Alltagsthemen auf und stellt sie in einen Kontext, der zum Nachdenken anregt. Inspiriert wurde er dieses Mal vom Tiroler Künstler Max Peintner, der ein solches Wald-Stadion mit vollen Zuschauerreihen mitten in einer Grossstadt 1970/71 gezeichnet hatte, um die Bevölkerung aufzurütteln, etwas gegen das Waldsterben zu unternehmen. «Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur» nannte er sein zivilisationskritisches Bild. Das ist auch der Untertitel von Littmanns auf zwei Monate begrenzte Kunstintervention. Geändert hat sich allerdings der Kontext: Brände und die Klimaerwärmung bedrohen heute den Wald. «For Forest» wirft dazu die Frage auf: Wird der Wald künftig nur noch in solchen künstlichen Räumen zu sehen sein? Wird er zu einem Sehnsuchtsort vergangener Zeit?

Die Bepflanzung des Stadions übernahm der international tätige Landschaftsarchitekt Enzo Enea. Die Bäume transportierte er aus Baumschulen von Belgien und Italien nach Kärnten und akklimatisierte sie ein halbes Jahr. Ihre Wurzeln sind verpackt und fixiert, der Boden des Stadions ist mit Platten und Holzpodesten bedeckt. Sobald die Ausstellung endet, werden die Bäume als Geschenk an Klagenfurt auf verschiedenen Grünflächen der Stadt verteilt. Ihre Weiterverwertung war für Enea eine Bedingung, wie er an der Medienkonferenz zur Eröffnung mitteilte.

Ein unbenutztes Stadion gesucht hat der Künstler Klaus Littmann 30 Jahre lang, nachdem er die Zeichnung von Max Peintner erstmals gesehen hatte. Gefunden hat er es in Klagenfurt, wo der damalige rechtskonservative Landeshauptmann Jörg Haider es mit 92 Millionen Franken Steuergeldern für die Europameisterschaft 2008 bauen liess. Seither ist es kaum noch benutzt worden. Anlässlich des Kunstprojekts kam dann aus der Bevölkerung prompt die Kritik, für was denn jetzt schon wieder Steuergelder ausgegeben würde. Doch die Veranstalter konnten versichern, dass vollumfänglich private Spender dieses ermöglicht hätten.

Die Ausstellung «For Forest» zeigt einen Wald im Stadion. Sie will für die Folgen der ­Klimaerwärmung sensibilisieren. (Foto: zVg)zoom
Die Ausstellung «For Forest» zeigt einen Wald im Stadion. Sie will für die Folgen der ­Klimaerwärmung sensibilisieren. (Foto: zVg)

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