Bienen können mit ihren Flügeln nicht nur fliegen, sondern auch rudern. Um auf der Wasseroberfläche zu surfen, nutzen Bienen die Flügel völlig anders als im Flug.
Da sage nochmal jemand, Müssiggang führe zu nichts. Chris Roh, Luft- und Weltraumforscher an der Universität Caltech in Kalifornien, jedenfalls beobachtete eines Mittags gemächlich eine Biene, die in den Teich des Uni-Campus gefallen war. Wegen der hochstehenden Sonne waren die Wellen, die das strampelnde Insekt verursachte, besonders deutlich zu sehen. Und da Roh nun einmal Forscher ist, fiel ihm plötzlich das spezielle Muster auf, das die Wellen bildeten. Er fischte die Biene heraus – und brachte sie ins Labor, um sich das in Ruhe ansehen zu können. Schliesslich hat er insgesamt 33 Bienen mit einer Hochgeschwindigkeitskamera gefilmt, während er sie immer wieder das Gleiche tun liess: sich aus der Mitte eines Wasserbeckens an den Rand arbeiten. Prompt ergab das den Stoff für seine nächste wissenschaftliche Veröffentlichung.
Denn was die Insekten da tun, hat System: Sobald ihre Flügel nass sind, taugen sie zwar nicht mehr zum Fliegen. Zum Rudern aber schon: Um auf der Wasseroberfläche zu surfen, nutzen Bienen die Flügel völlig anders als im Flug. Zum Fliegen bewegen sie die Flügel um 90 bis 120 Grad nach oben und unten. Benutzt sie die Flügel dagegen als Antrieb für sich als unfreiwilliges Tragflügelboot, so schlägt die Biene sie nur etwa um zehn Grad auf und ab und surft so mit etwas Glück ans Ufer. Dieses Rudern ist, da das Wasser zudem noch schwer an den Flügeln hängt, deutlich anstrengender als Fliegen. Mehr als zehn Minuten schafft die fitteste Biene nicht. Hat sie bis dahin kein rettendes Land erreicht, wird es eng.
Die Biene erzeugt durch die leichten Flügelschläge Wellen, die den Körper auf der Wasseroberfläche vorwärtsschieben. Das klappt, weil sie die Flügel bei der Abwärtsbewegung leicht eindreht. Bei der Aufwärtsbewegung dagegen sind sie leicht ausgedreht. So entsteht der Schub. Sie schafft damit bis zu drei Körperlängen Vorschub pro Sekunde. Damit nutzen unfreiwillig badende Bienen eine völlig andere Fortbewegungstechnik als beispielsweise Steinfliegen. Diese rudern nämlich eher gleichmässig durchs Wasser. Chris Roh wird der Bienen wegen nun allerdings nicht zum Biologen, auch wenn er nun eine bisher unbekannte Bewegungsart in der Insektenwelt entdeckt hat. Er hat bereits Pläne, die spezielle Fortbewegungsart in die Roboterforschung zu übertragen. Er hofft, damit eines Tages kleine Roboter schaffen zu können, die fliegen und schwimmen können.
Alexandra von Ascheraden
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