Für Jungpflanzen im Gemüse- und Kräuteranbau verbraucht man in der Schweiz schätzungsweise 80'000 Kubikmeter Torf. Darin eingerechnet ist der Import und die landeseigene Produktion. Der gesamte Torfbedarf der Schweiz liegt gemäss einer Berechnung von 2016 bei 524 000 Kubikmetern. Davon entfallen 28 Prozent auf den Gemüse- und Beerenanbau, wie das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) im Schreiben «Torfreduzierte und torffreie Anzuchtsubstrate für Jungpflanzen im produzierenden Gemüsebau» festhält. Darin wird ein vom Bund finanziertes Forschungsprogramm vorgestellt, das die Torfreduktion bei den Gemüsejungpflanzen einleiten soll.
Das Fibl beurteilt solche Bemühungen als dringend: «In der konventionellen Jungpflanzenanzucht werden in der Regel immer noch Mischungen aus 100 Prozent Torf und im biologischen Anbau solche mit 70 Prozent Torfanteil verwendet.» Die Wertschöpfung von Schweizer Gemüse unter Verwendung von Torf liegt bei rund 500'000 Millionen Franken.
Für die Reduktion von Torf im Bereich Gemüse und Kräuter liegt bereits eine Absichtserklärung mit dem Bund vor, die von involvierten Akteuren Mitte 2022 unterschrieben wurde. Sie sieht vor, bis 2025 den Torfgehalt im konventionellen Anbau auf 70 Prozent (Bio: 60 Prozent) zu reduzieren. 2028 soll dieser Anteil bei maximal 40 Prozent sein. Das Forschungsprogramm, das 2022 begann und bis 2026 andauert, begleitet diese Bemühungen.
Nebst dem Fibl nehmen unter anderem die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Agroscope und Substrathersteller daran teil. Erprobt werden neue Substratmischungen ohne oder mit geringem Torfanteil auf ihre Eignung von der Aufzucht bis zur Ernte. Zusätzlich untersuchte man den Einsatz von Kompost in torfreduzierten Substraten.
Bereits liegen erste Resultate vor. Generell stellte man fest, «dass handelsübliche Substrate sehr unterschiedliche Qualitäten haben, in Bezug auf die Fähigkeit, Krankheiten zu unterdrücken», schreibt Patricia Schwitter, Anbautechnik Gemüsebau Fibl, auf der Plattform «Bioaktuell.ch». «Je nach Erreger kann das mit der Kompostqualität, aber auch mit der Art der Düngung zusammenhängen.» Die Versuche zeigten auf, dass Jungpflanzen mit einem 50-Prozent-Torfanteil im Vergleich zu 70 Prozent ohne Unterschied im Ertrag produziert und gepflanzt werden können.
Zwar waren die Jungpflanzen anfangs kleiner, später jedoch holten sie diesen Rückstand mühelos auf. 2024 sind im biologischen Gemüsebau zwei Mischungen mit 40 Prozent Torfanteil in Erdpresstöpfen an Salat und Fenchel ausgetestet worden, im konventionellen Anbau mit 50 Prozent Torfgehalt. Die Auswertungen stehen noch aus.
Text und Fotos: Urs Rüttimann
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