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Artenschwund bleibt weltweit ungebremst

Die Schweiz hat den grössten Anteil an gefährdeten Arten in Westeuropa. Doch aufgrund eines Umweltparadoxes fehlt das Bewusstsein dafür. Denn obwohl es der Umwelt zwar in den letzten Jahrzehnten immer schlechter ging, hat sich in der Schweiz und in anderen wohlhabenden Ländern fast überall die Lebensqualität verbessert.

(ur) Die komplexe ökologische Bedeutung von Biodiversität für den Menschen und die Welt verständlich zu erklären ist eine schwierige Aufgabe. Ebenso erweist es sich als höchst anspruchsvoll, griffige und breit getragene Massnahmen für deren Förderung politisch festzulegen, wie diesen Herbst der Uno-Biodiversitätsgipfel in New York gezeigt hat. Zwar unterschrieben 1992 über 160 Staaten die sogenannte Biodiversitätskonvention, und 2010 legte man Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt fest. Doch der Biodiversitätsgipfel zeigte jetzt, dass kein Land die gefassten Ziele im Arten- und Landschaftsschutz erfüllt hat. Vielmehr übernutzt der Mensch die Natur in hohem Ausmass: 1,7 Erden wären erforderlich, um den Verbrauch der natürlichen Ressourcen Boden, Wald, Wasser und Nutztiere während nur fünf Jahren zu regenerieren, wurde in der Zwischenbilanz vorgerechnet.
«Die Natur hilft uns im Kampf gegen den Klimawandel. Sie ist aber auch unser Verbündeter bei der Sicherung des Wohlstandes, bei der Bekämpfung von Armut, Hunger und Ungleichheit», sagte die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gemäss der offiziellen EU-Webseite an der Uno-Versammlung. Für sie ist klar: «Wir müssen jetzt handeln. Die EU ist bereit, eine Vorreiterrolle zu übernehmen.» Zusammen mit 70 weiteren Staats- und Regierungschefs hat sie im Vorfeld des Gipfels das «leaders’s pledge for nature» unterzeichnet, eine Verpflichtung, entschieden die Klima- und Biodiversitätskrise anzugehen.
«Es ist erschreckend, wie wenig erreicht wurde», sagt Markus Fischer in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger. Der Professor für Pflanzenphysiologie an der Universität Bern und Mitglied des Expertengremiums des Weltbiodiversitätsrates sagt dies insbesondere mit Blick auf die Schweiz: «Wir haben in unserem Land schon jetzt den höchsten Anteil an gefährdeten Arten in Westeuropa.» Das Bewusstsein dafür fehlt in der Schweiz und anderen wohlhabenden Ländern jedoch aufgrund eines «Umweltparadoxes»: Obschon es der Umwelt in den letzten Jahrzehnten immer schlechter ging, hat sich fast überall die Lebensqualität verbessert. «Wir haben aber den Wohlstand, zum Beispiel bei der Lebensmittelproduktion, vom ‹Kapital› der Natur entnommen.»
Für Fischer wird in der Schweiz der sinnvolle Umgang mit Biodiversität ungenügend subventioniert. Auch seien zu wenig politische Instrumente vorhanden, um solche Leistungen insbesondere in der Landwirtschaft abzugelten. Für die Schweiz rechnet er vor, dass 30 Prozent der Landesfläche geschützt oder extensiv bewirtschaftet werden müssten. Bisher hat die Schweiz aber nur 12,5 Prozent der Landesfläche für Biodiversität ausgeschieden. Dabei hätten es bis 2020 gemäss der Biodiversitätskonvention 17 Prozent sein müssen.

Die Schweiz ist in der Förderung der Biodiversität keine Musterschülerin. Foto: Leandra Jordi
Die Schweiz ist in der Förderung der Biodiversität keine Musterschülerin. Foto: Leandra Jordi

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