«Das Grundwasser muss konsequenter geschützt werden, damit der Druck auf unsere wichtigste Trinkwasserressource nicht weiter zunimmt und die Verunreinigungen abnehmen», fordern die Bundesbehörden. Der SBV und die IG Pflanzenschutz haben reagiert.
(ur) «Die Grundwasservorkommen weisen zunehmend Verunreinigungen auf, die mehrheitlich aus der Landwirtschaft stammen», kommt das Bundesamt für Umwelt zum Schluss. Der Bericht «Zustand und Entwicklung Grundwasser Schweiz» der Nationalen Grundwasserbeobachtung Naqua stützt sich auf die schweizweiten Messungen und Analysen an 600 Messstellen in den Jahren 2007 bis 2016. 80 Prozent des Trinkwassers wird in der Schweiz noch aus Grundwasser gewonnen.
An 12 Prozent der Messstellen wurden die Grenzwerte von Nitrat überschritten. Nitrat gelangt vor allem durch Hof- oder Mineraldünger der Landwirtschaft in den Boden und das Grundwasser. In Gebieten mit viel Ackerbau wurden an 40 Prozent der Messstellen zu hohe Werte gemessen. Pflanzenschutzmittel (PSM) konnten an 53 Prozent der Stellen nachgewiesen werden. An 2 Prozent der Messstellen lagen sie über den Grenzwerten, bei PSM-Metaboliten (Abbauprodukte dieser Wirkstoffe) sogar an 19 Prozent der Messorte, die wiederum im Mittelland liegen. Neu wurden auch Abbauprodukte des Fungizids Chlorthalonil verbreitet im Grundwasser nachgewiesen. Weiter fand man Schadstoffe aus dem Abwasser, ehemaligen Deponien und Industriestandorten sowie Rückstände von Arzneimitteln.
«Das Grundwasser muss konsequenter geschützt werden, damit der Druck auf unsere wichtigste Trinkwasserressource nicht weiter zunimmt und die Verunreinigungen abnehmen», fordern die Bundesbehörden im Bericht. Als Hauptmassnahme wird vorgeschlagen, dass die Landwirtschaft weniger Dünger und PSM verwendet. Aber auch in Siedlungen sollen solche Stoffe zurückhaltender verwendet werden. Weiter sollen die Abwasserreinigungsanlagen optimiert und die Altlastensanierung beispielsweise von Deponien abgeschlossen werden.
«Die Landwirtschaft macht ihre Aufgaben bereits», fasst der Landwirtschaftliche Informationsdienst die Reaktion des Schweizer Bauernverbandes (SBV) auf den Bericht zusammen. Der SBV bezieht sich dabei auf den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel, der im Spätsommer 2017, also nach der Messperiode des vorliegenden Berichtes eingeführt wurde. Es bestehe entsprechend kein Grund für politisch gefärbten und einseitig auf die Landwirtschaft ausgerichteten Alarmismus. Der WWF indessen fordert «einen radikalen Wandel in der intensiven Landwirtschaft». Die IG Zukunft Pflanzenschutz will «künftig den Schutz des Trinkwassers gewährleisten». Sie «anerkennt den Handlungsbedarf», und will vermehrt Alternativen zu den herkömmlichen Pflanzenschutzmitteln einsetzen.
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