Aktuell

 
 
g'plus Banner Werbung
 
 

Inventur der Zürcher Käfer und Bienen

Wenn Städte wachsen, muss die Natur weichen. Oder auch: Das scheinbar unaufhaltsame Wachstum der Städte und die damit verbundenen Landnutzungsänderungen gehören zu den Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt – und das weltweit.

Welche Auswirkung die Urbanisierung auf die Biodiversität genau hat, das wollten Biologen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Beispiel von Zürich untersuchen. Dabei beschränkten sie sich auf zwei wichtige artenreiche Insektengruppen: Laufkäfer und Wildbienen.

Der in der Region Zürich vorgefundene Artenpool umfasste etwa achtzig Prozent (447) aller 552 in der Schweiz nachgewiesenen Laufkäferarten und 85 Prozent (535) der 632 hier vorkommenden Bienenarten. Von den Arten, die in diesem regionalen Pool vorkommen, konnten die Biologen dann in der Stadt Zürich immerhin knapp zwanzig Prozent (86) der Laufkäfer und gut dreissig Prozent (164) der Bienenarten nachweisen. Zürich ist aus Sicht der Sechsbeiner somit doch alles andere als eine unbewohnbare Betonwüste.

Besonders gut gefällt es der Studie nach grösseren und sozial lebenden Arten, die in ihren Ansprüchen an Pflanzen eher Generalisten sind. Die meisten beginnen die Saison früh und sind daher länger aktiv. Sie nutzen bestehende Höhlen zum Nisten, einige nehmen auch Insektenhotels an. Die Autoren der Studie vermuten einen Zusammenhang damit, dass es in der Stadt wenig offenen, ungestörten Boden gibt, wie ihn bodennistende Bienen benötigen.

Bei den Laufkäfern waren es vor allem geflügelte, trockenheitstolerante Arten. Die Biologen vermuten einen Zusammenhang mit dem Hitzeinseleffekt der Städte. Auch hier war es in der Stadt vor allem Arten wohl, die mit einer grossen Bandbreite an Lebensbedingungen klarkommen und ein breites Nahrungsangebot nutzen können. Laufkäfer leben am Boden und ernähren sich grossteils räuberisch, andere sind Generalisten. Einige sind auf Schnecken spezialisiert, andere auf Springschwänze und weitere auf Schmetterlingsraupen. Manche klettern zur Jagd gar auf Bäume.

Städtische Kleingärten und Brachflächen werden nach den Ergebnissen der Studie im Schnitt von 25 Wildbienenarten aufgesucht, Parks und begrünte Flachdächer von nur fünfzehn. Dabei unterscheiden sich die Lebensgemeinschaften von Standort zu Standort erheblich. Aus diesem Grund konnten die Forschenden insgesamt eine grosse Vielfalt an Wildbienen und Laufkäfern auffinden.

Die stark fragmentierten Lebensräume in der Stadt erschaffen eine Vielzahl ökologischer Nischen, in denen Insekten mit unterschiedlichen Ansprüchen finden, was sie brauchen. Einzige Gemeinsamkeit über alle untersuchten Gebiete innerhalb der Stadt: Sogenannte Kuckucksbienen waren in der Stadt deutlich seltener als ausserhalb. Damit sind Bienenarten gemeint, die als Futterparasiten ihre Eier in die Brutzellen anderer Bienen legen.

Alexandra von Ascheraden

Die Grosse Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) liebt es warm und gehört zu den grössten Bienenarten in Mitteleuropa. (Foto: Jens Jakob/Pixabay)zoom
Die Grosse Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) liebt es warm und gehört zu den grössten Bienenarten in Mitteleuropa. (Foto: Jens Jakob/Pixabay)

g’plus – Fachmagazin für die grüne Branche
Bahnhofstrasse 94
5000 Aarau
T 044 388 53 53
F 044 388 53 40
M redaktion(at)gplus.ch

Herausgeber von g’plus ist JardinSuisse, 
Unternehmerverband Gärtner Schweiz. 

Jardin Suisse