Forschende der Universität Basel hat eine neue Methode entwickelt, mit der man bei Samen aus archäologischen Funden bestimmen kann, ob es sich um Wildsamen oder um domestizierte Formen handelt.
«Wo heute Zürichs Opernparkhaus steht, blühten einst Schlafmohnfelder», schreibt die Uni Basel zu ihren jüngsten Forschungsergebnissen. Sie hat eine neue Methode entwickelt, mit der man bei Samen aus archäologischen Funden bestimmen kann, ob es sich um Wildsamen oder um domestizierte Formen handelt. «Wann und wo genau der Schlafmohn domestiziert wurde, liess sich bisher nicht genau bestimmen», erklärt Ferran Antolín von der Universität Basel. «Es fehlte an Methoden, um archäologische Funde von Mohnsamen entweder als domestizierte oder als wilde Unterart zu identifizieren.»
Nahrhafte Samen
Die Forschenden der Uni Basel wollen den urzeitlichen Bauern mit der Schlafmohnforschung allerdings nicht unbedingt vermehrten Opiatkonsum unterstellen, sondern weisen darauf hin, dass es sich auch um eine wertvolle Nahrungs- und Heilpflanze handelt, aus deren Samen sich ein nahrhafter Brei bereiten oder Öl pressen lässt. Eine neue Analysemethode lässt die Annahme zu, dass Bauern ab etwa 5500 v. Chr. rund um die Alpen begannen, den Schlafmohn grossflächig anzubauen und so zu seiner Domestikation beizutragen.
Die Archäologin Ana Jesus hat die Methode entwickelt. Sie misst die Anzahl der Zellen, die Grösse und die Form der Samen mit einer Umrissanalyse. So kann sie minimale Unterschiede zwischen der domestizierten und der wilden Variante erfassen.
Die Methode wandte Jesus dann auf Schlafmohnsamen an, die bei Grabungen an der rund 5000 Jahre alten Pfahlbausiedlung am Zürcher Parkhaus Opéra gefunden worden waren. Bei etwa der Hälfte der untersuchten Samen handelt es sich demnach um domestizierte Exemplare. Die Wissenschaftlerin erklärt: «Bauern könnten diese beiden Varianten gemischt haben, oder aber der Selektionsdruck durch den Anbau hat dazu geführt, dass sich der Schlafmohn allmählich in die Variante verwandelt hat, die wir als domestizierten Schlafmohn kennen.»
Die Forschenden wollen die Methode nun auf weitere archäologische Funde anwenden, um den Domestikationsprozess des Schlafmohns besser nachvollziehen zu können. Daraus lassen sich irgendwann generelle Rückschlüsse über die Entwicklung von Kulturpflanzen ziehen.
Originalpublikation in «Scientific Reports»: www.nature.com/articles/s41598-021-88964-4
Alexandra von Ascheraden
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