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Was Schneckenhäuser erzählen

Schnecken verbringen ihr ganzes Leben im selben Haus. Beim Gärtnern stösst man immer wieder auf leere Schneckenhäuser. Sie verraten einiges über ihre Bewohner – und den Garten selbst

Beim Gärtnern stösst man immer wieder auf leere Schneckenhäuser. Sie verraten einiges über ihre Bewohner – und den Garten selbst. Gehäuseschnecken brauchen Kalk für den Aufbau ihrer Gehäuse. Ist zu wenig vorhanden, wird es dünnwandig und zerbrechlicher und die Lebenserwartung sinkt.
Das Gehäuse einer Weinbergschnecke (Helix pomatia) zeigt feine Querriefen. Diese Zuwachslinien entstehen, weil ein Schneckenhaus lebenslänglich Baustelle bleibt. Findet die Schnecke gute Bedingungen vor, so nimmt sie zu und muss vorne am Mantelrand immer wieder ein Stück anbauen. Auch kleine Gehäuseschäden kann die Schnecke selbst flicken.
Schnecken verbringen ihr ganzes Leben im selben Haus. Nach dem Schlupf aus dem Ei ist es noch winzig und sehr weich. Dieser ursprüngliche Teil bildet später die eng gewundene, spitze Stelle, den Apex, von dem die immer grosszügiger werdenden Windungen ausgehen. Weinbergschnecken werden bis zu acht Jahre alt und bilden in dieser Zeit je nachdem, wie günstig die Umweltbedingungen sind, viereinhalb bis sechs Windungen aus.

Schneckenkönig bleibt einsam
Fast alle Weinbergschneckenhäuser sind rechtsherum gewunden, also im Uhrzeigersinn. Sehr selten gibt es auch linksgewundene, die sogenannten Schnecken­könige. Diese allerdings können sich nicht vermehren, wohl auch ein Grund, warum sie so selten sind. Ihre Geschlechtsorgane liegen wie das Gehäuse spiegelbildlich zu denen von «normalen» Kollegen – so klappt es bei den zwittrigen Tieren mit der Paarung nicht.
Zur Winterruhe gräbt sich die Schnecke ein und verschliesst ihr Haus mit einem Kalkdeckel (Epiphragma). Ein kleines Atemloch lässt sie frei. Im Frühling stösst sie den Deckel wieder ab. Man kann die Kalkscheiben dann in den Beeten finden. Es sei denn, im Garten herrscht Kalkmangel. Dann frisst die Schnecke ihren Deckel vorsorglich wieder auf.

Form verrät Vorlieben
Auch bei anderen Schneckenarten erzählen die Gehäuse eine Menge. Schon an der Form der Gehäuse kann man einiges ablesen. Spitze, hohe Häuschen deuten darauf hin, dass der Schnecke in Ritzen und Spalten wohl ist. Der Steinpicker (Helicigona lapicida) kann sich mit seinem abgeflachten Gehäuse in Gesteinsspalten zwängen.
Hainbänderschnecke (Cepaea nemoralis) und Gartenbänderschnecke (Cepaea hortensis) wiederum unterscheiden sich nur an der Färbung der Mündung des Gehäuses: Das der Gartenbänderschnecke ist hell. Die Gehäuse beider Arten variieren stark in ihrer Bänderung. Auf Wiesen lebende Schnecken tendieren zu einfarbigen Gehäusen, in Büschen lebende zu gestreiften.

Website zur Bestimmung:
www.schneckenchecken.ch

Eine Gartenbänderschnecke (Cepaea hortensis) mit einem «blinden Passagier». Foto: Ralf Kunze / Pixabay
Eine Gartenbänderschnecke (Cepaea hortensis) mit einem «blinden Passagier». Foto: Ralf Kunze / Pixabay

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