Pro Natura hat ein Pilotprojekt realisiert, bei dem die Naturschützer direkt unter Strommasten Tümpel angelegt haben. In ihnen haben dieses Jahr, eineinhalb Jahre nach der Anlage, erstmals auch die gefährdeten Gelbbauchunken gelaicht.
Vermeintlich nicht nutzbare Flecken Ödland in ein wahres Amphibienparadies verwandeln? Das geht. Pro Natura hat ein Pilotprojekt realisiert, bei dem die Naturschützer direkt unter Strommasten Tümpel angelegt haben. In ihnen haben dieses Jahr, eineinhalb Jahre nach der Anlage, erstmals auch die gefährdeten Gelbbauchunken gelaicht. Sie finden besonders schwer Laichplätze, da sie kleine Tümpel benötigen, die sich rasch erwärmen und zwischenzeitlich trockenfallen. Nur so ist ihr Nachwuchs sicher vor Feinden wie den gefrässigen Libellenlarven.
Stöpsel ziehen
«Wir haben deshalb an der tiefsten Stelle jedes Tümpels einen eigens entwickelten Stöpsel eingebaut, der im Herbst gezogen und im Januar wieder eingesetzt werden kann», sagt Andrea Haslinger, die das Projekt bei Pro Natura verantwortet. Ein unter dem Folienteich liegender Sickerkoffer aus Kies erlaubt so, dass das Wasser versickert. Für die ausgewachsenen Amphibien wurden zudem bei jedem Tümpel Asthaufen als Unterschlupf angelegt.
Die Tümpel liegen allesamt im Gebiet zwischen Saane und Aare, ausgehend vom AKW Mühleberg und dem daneben stehenden Wasserkraftwerk. Hier reiht sich Strommast an Strommast. Zwischen den Betonsockeln am Boden liegt das Gelände brach. Durch die Aufreihung der Masten ergibt sich die so wichtige Vernetzung der Biotope fast von selbst. Es konnten allerdings nur Masten gewählt werden, in deren Nähe ohnehin Gelbbauchunkenbestände vorhanden waren. «Es hat teilweise trotzdem erstaunlich lange gedauert, bis die Unken die nur wenige Meter entfernten neuen Tümpel gefunden haben», stellt Haslinger fest.
Pufferzone gewährleisten
Es ist bei Weitem nicht jeder Standort geeignet. «Es braucht, wenn es sich um Landwirtschaftsflächen handelt, eine Pufferzone von sechs Metern rundum, die extensiv bewirtschaftet wird. Masten auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Orten kamen deshalb nicht infrage. Die Hälfte der Standorte liegt im Wald. Da dort unter den Leitungen ohnehin eine Niederhaltungspflicht besteht, sind die Teiche trotzdem ausreichend besonnt.» Im Wald hält die lokale Pro-Natura-Sektion den Bewuchs mit der Sense niedrig, auf Landwirtschaftsland erhalten die zuständigen Landwirte eine kleine Entschädigung für den Unterhalt. Sie lassen im Herbst die Tümpel ab, reinigen sie dabei falls nötig und setzen im Januar den Stöpsel wieder ein, damit sich der Tümpel mit Regenwasser füllen kann.
Eine weitere Herausforderung bestand darin, das langfristige Bestehen der Teiche zu sichern. Haslinger erläutert: «Wir haben Teiche nur dort angelegt, wo die Landbesitzer sich verpflichten mochten, sie mindestens 25 Jahre lang bestehen zu lassen.»
Alexandra von Ascheraden
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