Bedingt durch den Klimawandel geraten künftig häufiger ganze Hänge ins Rutschen, so die Prognosen. Jetzt befassen sich Forscher der Fachhochschule Graubünden mit der Stabilisierung von Risikohängen.
(rp/ur) Die Klimaerwärmung ist begleitet von Hitzeperioden, die den Boden austrocknen. Gleichzeitig nimmt der Starkregen zu. An Hanglagen führt dies vermehrt zu Erosion. Bedingt durch den Klimawandel geraten dadurch künftig häufiger ganze Hänge ins Rutschen, so die Prognosen. Doch auch das Bauen wird anspruchsvoller: «Im Zuge von Bauprojekten entstehen jedes Jahr ausgedehnte neue Böschungsflächen, die einer möglichst raschen Begrünung bedürfen, um sie nachhaltig zu sichern», sagen Forscher der Fachhochschule Graubünden (FHGR), die sich in Zusammenarbeit mit dem Istituto Scienze della Terra (Tessin) mit der Stabilisierung solcher Hänge befassen.
In einer Langzeitstudie von 2015 bis Frühjahr 2019 testeten die Forscher, wie Holzwollevliese gegen Erosion schützen können. Das FHGR-Institut für Bauen im alpinen Raum verwendete für die Versuche das Holzwollevlies Howolis der Lindner Suisse Holzwolle Manufaktur in Wattwil (SG). Die Erosionsschutzvliese werden zusammengehalten von verschiedenen Trägermaterialien. In den USA wird diese Technik für die Hangsicherung bereits eingesetzt. Ziel der Forschung war, nach einer an die Schweiz angepassten Anwendung zu suchen. Die Versuchsflächen liegen verteilt im Land, so unter anderem in Schiers (GR), Monte Bar (TI) und Stoos (SZ). Im Schlussbericht der Studie sind vor allem zwei Ergebnisse hervorgehoben: Die ideale Holzwolle-Rezeptur umfasst verschiedene Baumarten.
Zusätzlich trägt die Hangvorbereitung massgeblich dazu bei, ob die Erosionsschutzvliese ihre Wirkung entfalten. Zusätzlich experimentierten die Forscher mit einer standortgerechten Begrünung, die der Biodiversität förderlich ist. Zum Einsatz kam das autochthone, also lokal gewonnene Saatgut HoloSem der Ö+L GmbH Oberwil-Lieli (AG). Dabei stellen die Holzwollevliese den Schutz gegen die Erosion solange sicher, bis sich die Vegetation etabliert hat und langfristig für Stabilität sorgt. Die Tests ergaben, dass die Beigabe geringer Mengen eines organischen Langzeitdüngers die Startbedingungen der Saat verbessern.
In ihrem Bericht verweisen die Forscher auf den Nutzen, wenn der einheimische und nachwachsende Rohstoff Holz für den Erosionsschutz an Hängen verwertet wird und diese Orte zusätzlich artenreich und standortgerecht bepflanzt werden. Zusätzlich ist es ihnen ein Anliegen, «dass die öffentliche Hand, Forschung und Lehre, aber auch Firmen, Bauherren und Private diese einheimische Alternative zu den importierten Erosionsschutznetzen aus Jute- oder Kokosfasern zur Kenntnis nehmen und in ihre Projekte einplanen».
Die Ergebnisse der Studie werden am 29. Oktober an einer Fachtagung (13.30 bis 17 Uhr) an der FHGR in Chur präsentiert.
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