Neues von der Fachgruppe ­Baumschulen und Staudengärtnereien

Die alljährliche Versammlung der Fachgruppe Baumschulen / Staudengärtnereien dient dem Austausch von Informationen und Neuigkeiten der Branche. Bei der diesjährigen Zusammenkunft im Zürcher Volkshaus waren neben der Wahl eines neuen Vorstandsmitglieds und der Kandidatur von Raphael Stirnimann für den Zentralvorstand auch die Revision Grundbildung und der Cercis-Neuauftritt vieldiskutierte Themen. 

Zum Auftakt der 110. Fachgruppenversammlung begrüsste Präsidentin Dora Aebi-Küpfer die Vertreter der 26 stimmberechtigten Firmen, der Fachgremien und des Zentralvorstands, der Partnerfirmen, Sponsoren und weitere Gäste. «Unsere Versammlung ist immer wieder eine Plattform, um sich mit Kollegen und Fachpersonen auszutauschen. Das Bedürfnis nach Informationen ist sehr gross», so die Präsidentin. Dies betrifft nicht allein das Arbeitsgebiet, sondern auch Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. 

Nicht nur von den Gärtnern wird bemerkt, dass sich das Klima in den vergangenen Jahren verändert hat. Die höheren Temperaturen bewirken einen früheren Saisonstart. Saisonale Kräfte müssen inzwischen zwei bis drei Wochen eher eingestellt werden, damit die bereits auf die neue Gartensaison wartenden Kunden pünktlich versorgt werden können. Das Wetter ist für viele ein Rätsel. Deshalb versuchte der Klimatologe und Meteorologe von Meteo Schweiz, Marcel Haefliger, in seinem Referat, in dieses Phänomen etwas Einblick zu geben. 

Doch zunächst startete die Versammlung mit der Traktandenliste. Nach der Annahme des Protokolls der letzten Versammlung und des Tätigkeitsberichts wurde der Fachvorstand einstimmig entlastet. Die Fachgruppe vereinigt 112 Produzenten und verzeichnete im vergangenen Jahr zwei Eintritte (Pflanzensammlung, Emmen, und Siegrist naturnahe Gestaltung, Seengen). Dem stehen drei Austritte aufgrund von Pensionierung oder Geschäftsauflösung entgegen. 

Durch Andi Reichenbach wurde ein Antrag an die AK ÜK Aufsichtskommission betreffs überbetrieblicher Kurse (ÜK) in der Grundbildung Gärtner EFZ Pflanzenproduktion eingereicht. Bisher ist ausschliesslich das viertägige Modul R1 für Radlader vorgesehen. Zur besseren Ausnutzung der Zeiten und Kapazitäten wird gewünscht, in die Übungszeit auch das Modul R4 (Teleskop­lader) mit einzubinden, da Grundlagen wie Fahrtechnik, Stapeln, Verkehrswege, Auf- und Absteigen sowie «Persönliche Schutzausrüstung» (PSA) analog dem Radlader seien. Die Arbeitssicherheit sei auf allen Geräten wichtig, aber auch die Kosten sind für die Betriebe ein wichtiges Argument. «Wir können unsere jungen Leute nie so günstig ausbilden wie in der Lehrzeit», betonte Andi Reichenbach.

Neuwahlen in den Vorstand und ZV 

Im Anschluss wurde gewählt. Der Vize-Präsident Johannes Zulauf musste aufgrund der zwölfjährigen Amtszeitbegrenzung zurücktreten. «Johannes hat für unseren Verband viel geleistet. Er war immer engagiert, seine Arbeit war schnell und präzise durchdacht. Er hat alles von betriebswirtlicher Sicht aus betrachtet, auch die Kennzahlenerhebung gemeinsam mit Josi Poffet aufgegleist», würdigte Dora Aebi-Küpfer ihren langjährigen Stellvertreter. «Was erledigt ist, ist erledigt», sei sein Motto. Als Ersatz stellte sich Urs Lüscher zur Wahl und wurde einstimmig gewählt. Der 50-Jährige führt zusammen mit seinem Bruder Hanspeter das Familienunternehmen Lüscher Gartenbau-Baumschulen in Zürich mit rund 70 Mitarbeitern. Nach seiner Ausbildung zum Gärtner Fachrichtung Baumschule absolvierte er die Gartenbauschule «Oeschberg». Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf dem Produktionsbereich Baumschule. Zudem arbeitet er seit geraumer Zeit an einem Pflanzenkompendium, das in diesem Jahr erscheinen wird. 

Auch im Zentralvorstand (ZV) stehen Veränderungen an. Ebenfalls zwölf Jahre lang war Ruedi Kündig der Vertreter der Fachgruppe Baumschulen und Finanzchef des Zentralvorstands. Aufgrund der Amtszeitbegrenzung wird nun ein Nachfolger gewählt. Als Kandidat der Fachgruppe geht Raphael Stirnimann ins Rennen. Die Fachgruppenvertreter an der Delegiertenversammlung erhielten die Empfehlung, ihre Stimme Stirnimann zu erteilen. Raphael Stirnimann ist seit 25 Jahren bei der Pflanzenschau AG in Wetzikon tätig. Zunächst war er Geschäftsführer, vor sechs Jahren übernahm er gemeinsam mit seiner Frau das Unternehmen. 

Informationen und News 

In der Berufsbildung starten ab August die ersten Lernenden ihre Ausbildung nach der Revision Grundbildung (RGB24). Neue Berufsbroschüren und Werbematerialien für Berufsmessen können in Aarau angefordert werden. Im JardinSuisse-Geschäftssitz fand ein Wechsel an der Spitze des Bereichs Berufsbildung statt. Heinz Hartmann hat JardinSuisse verlassen, die neuen Bereichsleiterin ist Bettina Brändle. Die Mitglieder der Fachgruppe sind aufgefordert, ihre Lehrstellen, aber auch freie Stellen zu melden, damit sie veröffentlicht werden können. 

 Da sich junge Leute sehr an finanziellen Anreizen orientieren, seien die neuen Richtsätze für eine höhere Entlohnung der Lernenden ein positiver Schritt, damit sich diese für den Gärtnerberuf entscheiden, so Andi Reichenbach. Zudem informierte er über inhaltliche Details des RGB24. Die Lernenden der drei Produzentenrichtungen besuchen künftig ab dem ersten Schultag eine gemeinsame Klasse. Die praktische Prüfung QV findet im Betrieb im Beisein von zwei Experten statt. Alle weiteren Details zur Revision Grundbildung, auch zur neuen Pflanzenliste, sind online auf der JardinSuisse-Website ( → Berufsbildung) abrufbar. 

Cercis-Relance geplant 

Noch nie zuvor wurde Cercis so gut genutzt wie 2020 zu Corona-Zeiten. Die Online-Handelsplattform für Baumschulen und Staudengärtnereien erlebte geradezu einen Boom von Anfragen und Bestellungen. «Es war überwältigend, was alles gesucht und bestellt wurde», berichtet Ruedi Kündig . Ab 2022 sei ein Anstieg des Erlöses pro Pflanze zu verzeichnen gewesen. Die basiere auch auf der Tatsache, dass 2020 bei über zwei Millionen Bestellungen weniger Importe möglich waren. Inzwischen habe sich alles wieder eingependelt. Im kommenden Jahr ist ein Neuauftritt von Cercis mit allen bisher vorhandenen Funktionen geplant. Die Umsetzung übernimmt greenSys AG. 

«digiFLUX» nicht praxistauglich 

Erstmals stellte sich die neue Bereichsleiterin Produktion und Handel, Damiana Rinaldi, den Baumschulisten und Staudengärtnern vor. Die studierte Agronomin ist seit September bei JardinSuisse. Zuvor war sie beim Schweizer Bauernverband und im Energiebereich tätig. Sie informierte über die vom Bundesamt für Landwirtschaft geplante Mitteilungspflicht für Pflanzenschutzmittel und Nährstoffe, die schrittweise eingeführt werden sollte. Landwirtschaftliche Betriebe, Gartenbaufirmen, Gemeinden und andere sind verpflichtet, berufliche Anwendung von Pflanzenschutzmitteln digital zu erfassen, damit die Nachverfolgbarkeit gewährleistet wird. Auch der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln oder Dünger muss gemeldet werden. 

«Alle Betroffenen sagen, dass «digiFLUX» nicht funktioniert, also nicht praxistauglich ist. Bisher gibt es keine Lösung», sagte Damiana Rinaldi. Die Landwirtschaft könne nicht auf die gleiche Basis wie Gartenbaubetriebe gesetzt werden. «Es braucht Geduld. Wir müssen eine Lösung finden, damit es funktioniert!»   

Text und Fotos: Claudia Bertoldi