Am 28. Oktober organisieren wir vom Verband JardinSuisse in Aarau einen runden Tisch, bei dem sich die Präsidentinnen und Präsidenten der Regionalsektionen mit dem Thema Biodiversität im urbanen Raum auseinandersetzen. Auch die Verantwortlichen der Fachgruppen sowie Vertreterinnen und Vertreter mehrerer Bildungsinstitutionen sind zu diesem Austausch über Biodiversität eingeladen – einem Themengebiet, das neue Märkte erschliessen könnte. Ziel dieser Tagung ist es, eine umfassende Handlungsstrategie zu definieren – für unsere Unternehmen. Dazu ein Interview mit Olivier Mark, Präsident JardinSuisse.
Text: Alain-Xavier Wurst
Woher kommt die Idee eines runden Tischs zum Thema Biodiversität im urbanen Raum?
In Zusammenhang mit öffentlichen Grünanlagen und Privatgärten hat die Biodiversität in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zwar hat sich die Gesellschaft schon vor der Covid-Krise für Grünflächen und Biodiversität interessiert, doch seit der Pandemie ist die Bevölkerung – vor allem die in der Stadt – besonders stark dafür sensibilisiert, und die Grüne Branche hat ihr Angebot entsprechend angepasst. Dieses Aufeinandertreffen von Interessen hat auf allen Ebenen verschiedene Initiativen bewirkt. JardinSuisse ist in dieser Sache ja der Vorreiter, der Verband hat zu diesem Thema Events organisiert und zahlreiche Publikationen zur Biodiversität in Gärten und zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln usw. herausgegeben. Zudem arbeiten wir seit einigen Jahren mit Natur&Wirtschaft zusammen, einer Stiftung, die Privatgärten und Firmenareale zertifiziert, die naturnah gestaltet und gepflegt werden.
Apropos Initiativen auf allen Ebenen: Sprechen Sie da die Projekte an, die kürzlich von den Regionalverbänden in Zürich und Waadt initiiert wurden?
Ganz genau. Die sind begrüssenswert. Die Zürcher Sektion hat den Lehrgang «Fachperson Biodiversität» ins Leben gerufen. Ein Unternehmen, welches eine Fachperson mit dem höheren Fachausweis Biodiversität einstellt, kann besser auf die BiodiversitätsAnforderungen vonseiten der Kundinnen und Kunden eingehen und hat darum einen Konkurrenzvorteil. Die Waadtländer Sektion wiederum hat dieses Jahr das «Label Jardin» lanciert. Mit dem Label werden unter anderem Unternehmen ausgezeichnet, die sich für die Natur, für soziale und gesellschaftliche Werte, für die nachhaltige Entwicklung und für ein verantwortungsvolles Handeln einsetzen. Auf diese zwei Projekte hin haben die Präsidentinnen und Präsidenten der Regionalsektionen an einer Sitzung im vergangenen März dann beschlossen, in nationaler Zusammenarbeit herauszufinden, wie JardinSuisse die unterschiedlichen Projekte koordinieren und eine allgemeine, kohärente Strategie ausarbeiten könnte.
Mit welcher Zielvorstellung?
Der Fokus auf die Biodiversität in den Gärten ist ein Schritt in eine nachhaltige Zukunft, für unsere Mitglieder, aber auch ein Schritt in einen neuen Markt. Die Bearbeitung der Grünflächen erfolgt nun nach vorgegebenen Methoden, man wird die Gärten neu gestalten, renovieren und mithilfe von neuartigen Produkten und Arbeitsweisen unterhalten müssen. Damit wir von diesem Markt rund um die Biodiversität profitieren können, gilt es also, pragmatisch vorzugehen, ohne dabei unsere DNA, die Gartenbaukunst, aufzugeben. Damit dies gelingt, sind wir darauf angewiesen, dass die Behörden sich der Fortschritte, die unsere Fachleute seit Jahrzehnten erzielen, bewusst werden. Wir beobachten nämlich, dass das, was manche Gemeinden – und vor allem Grossstädte – den Garten- und Landschaftsbaufirmen vorschreiben, stark von der Realität im Markt abweicht.
Zu diesem Thema noch: Wie steht JardinSuisse zu den zahlreichen Listen mit obligatorischen Pflanzen und Blumen?
Da haben wir es mit einer jener klassischen Fehlentwicklungen zu tun, die es zu vermeiden gilt. Und damit meine ich auch die Weisungen bestimmter Städte, ein- und zweijährige Pflanzen endgültig aufzugeben. Solche Entscheidungen schränken die Kunst des Gartenbaus ein, sind in erster Linie dogmatisch und in Sachen Biodiversität kaum förderlich. Und vor allem fügen solche Richtlinien unseren Produzenten grossen Schaden zu. Die einjährige Pflanze von 2024 ist nicht die von 2010. Unsere Gärtner haben ihre Produktionsstrukturen für eine bessere CO 2 - Bilanz umfangreich angepasst und sie bleiben da am Ball. Sie sollten also vielmehr in ihren Umweltschutz-Bemühungen unterstützt werden, denn diese verursachen massive Mehrkosten, welche nicht auf die Kundinnen und Kunden abgewälzt werden können.
Wie kann JardinSuisse dazu beitragen, dass das Wissen der Fachleute mehr wertgeschätzt wird?
In diesem Zusammenhang sehe ich drei mögliche Ansätze. Der erste liegt in der Aus- und Weiterbildung. Was kann JardinSuisse besser – oder vermehrt oder anders – machen, um anhand der Kompetenzen seiner Fachpersonen die Erwartungen auf dem Markt zu erfüllen? Dann: Wie diesen Kompetenzen mehr Wert geben? Wie gelingt es uns, den Akteuren auf dem Markt aufzuzeigen, dass es unsere Unternehmen sind, welche die Herausforderungen bezüglich Biodiversität im urbanen Raum auch tatsächlich bewältigen können? Und schliesslich muss JardinSuisse sein Wissen unbedingt verstärkt kommunizieren. Dies sind die drei Säulen, über die wir an unserem runden Tisch am 28.Oktober nachdenken sollten.
Aber liegt die zentrale Herausforderung nicht darin, dass die Akteure die Veränderungen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit angehen, je nach Region?
Natürlich ist die Sensibilität bezüglich Biodiversität in einem Berggebiet eine andere als in einer Grossstadt. Die Mentalitäten unterscheiden sich und so auch die Märkte. Heutzutage arbeiten unsere Regionalsektionen so, dass sie Lösungen für die spezifischen Forderungen vonseiten der jeweiligen Gemeinden finden. Von den einzelnen Erfahrungswerten profitieren dann auch andere Kantone, der Nachteil jedoch liegt darin, dass wir uns so verzetteln. Darum ist es jetzt an der Zeit, dass JardinSuisse die verschiedenen Initiativen koordiniert, vor allem auch, weil es bei regionalen Projekten an Ressourcen für die Umsetzung mangeln wird.
Für welche Strategie wird sich JardinSuisse entscheiden?
Grundsätzlich geht es darum, dass unsere Unternehmen ihre Kompetenzen im Bereich Biodiversität verbessern, damit sie ihren Kundinnen und Kunden glaubwürdige Lösungen vorlegen können. JardinSuisse muss seine Unternehmen unterstützen, damit diese sich mit passenden Dienstleistungen behaupten können. Dabei soll die Biodiversität als ein Teil des weiterreichenden Konzepts «Nachhaltigkeit» verstanden werden. Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn Nachhaltigkeit geht auch einher mit wirtschaftlichen Bedingungen sowie mit höheren sozialen Standards. Wir müssen den Fortbestand unserer Unternehmen im Auge behalten, ihnen wird viel abverlangt in allen Branchen – und nicht nur im Bereich Umwelt. Nehmen wir zum Beispiel die Branchenstruktur der Schweizer Pflanzenproduktion: Zahlreiche Produzenten sind an der vielbeschworenen Globalisierung gescheitert, heute aber wird uns weisgemacht, dass Blumen nicht eingeflogen werden sollen. Jede Entscheidung mit irreversiblen Konsequenzen muss im Vorfeld also gut überlegt sein.
Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Was dürfen wir von dieser Tagung
erwarten?
In einer idealen Welt würden wir uns auf die oben genannten wichtigsten Punkte einigen, auf nationaler Ebene und für die mittel- und langfristige Zukunft. Wir müssen es hinkriegen, dass die Praktikerinnen und Praktiker wieder die Sache in die Hand nehmen, dass also nicht nur Planerinnen und Planer die Lösungen für Biodiversität liefern, sondern auch diejenigen, die das alles dann umsetzen. Dafür müssen wir uns als Verband JardinSuisse starkmachen, und zwar durch klare Ansagen, mit gezielten Aus- und Weiterbildungsangeboten, mit den passenden Instrumenten zur Hervorhebung unserer Kenntnisse und mit einer verstärkten Kommunikation. Und schliesslich, wenn dann alle die solide Strategie übernommen haben, müssen wir auf dieser Grundlage politisch tätig werden. So kann es unseren Unternehmen in Zukunft gelingen, aus der Biodiversität mehr Kapital zu schlagen
Ehrenmitglied
Johann Georg Daepp
Bärenstutz 7
3110 Münsingen
zum 80. Geburtstag
Freimitglied
Hans Vetter
Zentrumsweg 4
6043 Adligenswil
zum 95. Geburtstag
Freimitglied
Markus Lenz
Rickenstrasse 31
9630 Wattwil
zum 75. Geburtstag
Freimitglied René Beck
Obergasse 9
8524 Uesslingen
gestorben am 19. Februar 2025
im Alter von 95 Jahren.
Freimitglied
Fritz Fischer,
Senevita Pilautsblick
Rischstrasse 13
6030 Ebikon
gestorben
am 27. Februar 2025
im Alter von 86 Jahren.
Der Unternehmerverband Gärtner Schweiz JardinSuisse spricht den Angehörigen seine aufrichtige Anteilnahme aus.
Ralf Bütikofer
Gartengestaltung
Küfergasse 6A
5742 Kölliken
gartenherz.ch
Fabienne
Bove
Buacherweg 11
5443 Niederrohrdorf
Bieri
Gartenbau
Simon Wampfler
Hofstettenstrasse 15b
3600 Thun
Cremona
Giardini Sagl
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6939 Arosio
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