Immer mehr Leute wollen einen Naturgarten. Der Dachverband JardinSuisse ermöglichte den Regionalsektionen deshalb, sich über Projekte und Ideen zu diesem Thema auszutauschen. Am «Round Table Biodiversität» stellte er zudem in Aussicht, ausgewählte Projekte zu koordinieren. Langfristig will JardinSuisse das Ansehen und die Fachkompetenz der Grünen Branche in diesem Geschäftszweig stärken.
Text: Urs Rüttimann; Fotos: Agnieszka Król
Der naturnahe Garten wird zunehmend zu einem Megatrend. JardinSuisse hat diesen Trend früh erkannt und Umweltthemen deshalb in der Verbandsagenda stark gewichtet. Mittlerweile befassen sich auch viele Projekte von JardinSuisse-Regionalsektionen mit der Thematik Biodiversität oder diese sind bereits umgesetzt. Deshalb hat der Zentralvorstand im März an der Präsidentenkonferenz in Bern einen «Round Table Biodiversität» in Aussicht gestellt. Über 50 Vertreterinnen und Vertreter von Regionalsektionen und partnerschaftlichen Organisationen nahmen vor Kurzem an dieser Gesprächsrunde in Aarau teil. «Wie kann man im Garten zu mehr Biodiversität beitragen?», lautet gemäss Olivier Mark, dem Präsidenten von JardinSuisse, die Ausgangsfrage zu dieser Thematik. «Vom Gesamtverband wird gewünscht, dass er Biodiversitätsprojekte mit ihren ganz unterschiedlichen Ausrichtungen koordiniert und auf nationaler Ebene anbietet, sofern dies von den Mitgliedern erwartet und für die Branche von Nutzen ist.»
Breites Verständnis für Biodiversität
Das gesellschaftliche Anliegen, die Artenvielfalt insbesondere in der Siedlung zu fördern, hat in kurzer Zeit eine hohe Brisanz erreicht. Mark sprach insbesondere auf die Zeit während der Coronapandemie an: Damals wurde das gesellschaftliche Leben eingeschränkt, um eine unkontrollierte Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Der verordnete Rückzug ins Private war verbunden mit einer höheren Wertschätzung des Gartens und der Natur. Gleichzeitig wurde Biodiversität zu einem Medienthema.
Verstärkt sensibilisierten Zeitungen, Radio und Fernsehen die Menschen dafür, wie sie mit ihrem Verhalten und Handeln zu mehr Artenvielfalt beitragen könnten. «Der Megatrend Biodiversität hat die Gesellschaft erreicht», so der Präsident von JardinSuisse. «Unsere Branche kann davon profitieren, und gleichzeitig tun wir etwas Gutes für die Natur. Manche Regionalsektionen haben deshalb bereits in eigener Regie die Initiative ergriffen.»
Erst wenige Privatgärten, Firmenareale und öffentliche Grünflächen sind naturnah aufgewertet. Um diese Leistung kompetent anbieten zu können, sollten Unternehmen der Grünen Branche Ideen teilen und voneinander lernen, empfahl Bettina Walch, Fachperson Biodiversität und Mitbegründerin des Umweltbüros Plan Biodivers. «Gegenseitig profitieren und miteinander zur Best Practice gelangen» ist für sie ein erstrebenswertes Ziel. «Sie alle sind ein Teil der Lösung, um etwas gegen das Artensterben zu unternehmen», sagte die ehemalige Journalistin von Schweizer Radio und Fernsehen SRF (Sendung und Webplattform Mission B). Sie moderierte den Round Table.
Ganze Branche kann profitieren
Für Aufträge ihrer Firma sucht Walch regelmässig Firmen, die Naturgärten bauen können. Um diese Leistung auf dem Markt vollumfänglich anzubieten, sind zusätzlich Produktionsbetriebe erwünscht, die einheimische Pflanzen und insektenfreundliche Züchtungen kultivieren: Der Garten soll standortgerecht bepflanzt werden. Gartencenter, die mit Fachberatung naturliebenden Hausbesitzerinnen und Freizeitgärtnern zur Seite stehen, sind ein weiteres Glied in der Umsetzung des Naturgartens. Schliesslich bedürfen solche Grünräume in den Folgejahren einer spezifischen Pflege: Nur so entwickeln sie sich dynamisch und naturnah.
Die Biodiversität fördern, mehr Siedlungsnatur schaffen und für Pflanzen, Tiere und Menschen die Lebensqualität verbessern, sind sinnvolle und notwendige Aufgaben: In der Schweiz gelten 60 Prozent der grünen Lebensräume und 40 Prozent der Brutvögel als gefährdet, um nur zwei Zahlen zu nennen. Für Walch stellt sich die Frage: «Wie schaffen wir es, die naturnahen Gärten, die Pflanzenproduktionen und die Ausbildung in unsere Wertschöpfungskette zu integrieren, damit alle unsere Betriebe zukunftsfähig bleiben?» Die Zeichen der Zeit sind vielversprechend; auf dem Markt beobachtet die Fachfrau für Biodiversität eine wachsende Nachfrage für Naturgärten: «Viele Leute suchen lange, bis sie ein Unternehmen finden, das Grünräume naturnah gestalten kann.»
Den Anschluss nicht verpassen
«Vor wenigen Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass Biodiversität dermassen schnell zu einem Leitthema für den Gartenbau wird», sagt Peter Richard von Winkler Richard Naturgärten. Der Pionier des Naturgartenbaus engagiert sich seit mehreren Jahren in der Umweltkommission von JardinSuisse (siehe Interview Seite 12). Für ihn ist der Naturgarten-Trend schon lange im Gange: «Für ein Unternehmen stellt sich mittlerweile die Frage, ob es noch rechtzeitig aufspringen und wirtschaftlich mithalten kann.» Dazu muss man seiner Einschätzung nach nicht zu 100 Prozent Naturgärtner werden. «In der Praxis bewirkt bereits die Umwandlung von 30 Prozent der Gartenfläche für die Natur und Artenvielfalt viel.»
Gärtnerinnen und Gärtner gestalten in ihrem Arbeitsalltag Lebensräume für Menschen und Pflanzen. Traditionell wird dabei der Mensch in den Mittelpunkt gestellt. Anbieter von Naturgärten wollen demgegenüber Lebensräume umfassend für Menschen, Pflanzen und Tiere ausstatten, wie Richard ausführt. Im Unterschied zum konventionellen Gartenbau nehmen sie Bezug auf die Wechselbeziehungen der Natur, verwenden vorwiegend einheimische Pflanzen, schaffen Voraussetzungen für dynamisches Wachstum, lassen im Garten Unordnung zu und verzichten auf Pestizide und mineralische Dünger. Als Leitidee für den Garten gilt: Unter Beachtung des lokalen Klimas und des Standorts soll über die Nutzung des Menschen hinaus ein Netz von Lebensräumen und Nischen für Pflanzen und Tiere geschaffen werden.
Pragmatisch statt dogmatisch
Bei der Pflanzenwahl schlug Richard pragmatisch die Formel 70 Prozent einheimisch und 30 Prozent aus Zucht mit unterschiedlicher regionaler Herkunft vor. Die Zulassung von Dynamik und Unordnung bezeichnete er als grössten Knackpunkt: «Die Kunden und Kundinnen sollten nach dem Bau des Gartens ein naturnahes Wachstum der Pflanzen zulassen. Nur so nimmt die Artenvielfalt tatsächlich zu.» Aus Erfahrung weiss er zudem: Die Pflege des Naturgartens beruht auf anderen Prinzipien als die konventionelle. Nur wenige professionelle Gärtner wissen, wie sie Dynamik zulassen können, damit beispielsweise auch seltenere Tierarten diesen Lebensraum annehmen. Dafür braucht es ein neues Verständnis für Ordnung und klärende Informationen für Auftraggeber und Benutzer solcher Räume. Auf dem Markt ist diese Leistung gemäss Richard gesucht. «Neu gegründete Firmen, die diese Nische bedienen, sind sehr schnell ausgelastet», ist er überzeugt.
Der Naturgarten-Pionier schätzt, dass lediglich eine kleine Fläche von sechs Prozent naturnah gestaltet ist. «Die Schweiz hat ein erhebliches Potenzial für mehr Siedlungsnatur.» Er verwies auf die Tendenz, dass kantonale und kommunale Behörden zunehmend mehr Naturnähe einfordern, auch mit Geboten und Vorschriften in den Baureglementen. «Nachrückende Generationen sind verstärkt für Umweltthemen sensibilisiert», nannte er einen weiteren Grund, dass die Nachfrage nach Siedlungsnatur wächst. «Neue Erwartungen und höhere Ansprüche im Naturschutz sind denkbar.» Schlechte Nachrichten beispielsweise über die Qualität des Trinkwassers könnten langfristig dazu führen, dass noch weniger Pestizide eingesetzt werden dürfen. Über dieses Zukunftsszenario hinaus wünschte er sich: «Die Grüne Branche soll Vorbild werden bei der Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum.»
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